Barfuss durch Hiroshima
Barfuss durch Hiroshima
Am 6. August 1945 wurde die japanische Stadt Hiroshima durch den Abwurf der ersten Atombombe mit der Kraft von 15.000 Tonnen zu einer Hölle auf Erden. 100.000 Menschen kostete die Druck- und Hitzewelle von „Little Boy“ auf einen Schlag das Leben. Zu den Überlebenden gehörte der japanische Zeichner Keiji Nakazawa, der seine Erfahrungen in dem monumentalen Manga „Barfuss durch Hiroshima“ in höchst eindringlichen Zeichnungen festgehalten hat.
Unter der Schirmherrschaft der Japanischen Botschaft wurde aus Anlass des 70sten Jahrestages am 6. August 2015 im Rahmen des Dresdner Palais Sommers in einer großen Open-Air-Veranstaltung an den Atombombenabwurf auf Hiroshima erinnert: Unter der künstlerischen Leitung des Klarinettisten und Videokünstlers Oğuz Büyükberber aus Amsterdam wurde das Ursprungsmaterial von Nakazawas Manga „Barfuss durch Hiroshima“ in einer ganz eigenständigen Ästhetik zwischen Zeichentrickfilm und Digitaler Kunst bearbeitet und in Großwandprojektionen an die Fassade des Japanischen Palais am Elbufer projiziert. Die Zuschauer erlebten die damaligen Geschehnisse konsequent durch die Augen und Ohren des sechsjährigen Jungen Gen: den faschistischen Alltag in Japan, den Überlebenskampf seiner Familie, ihre morgendlichen Verrichtungen an jenem 6. August und die Schockwirkung des Abwurfs, der von den Toten häufig keine Spuren hinterließ als die Schatten, die sie auf die Straße warfen, und der viele Überlebende zwang, ihre strahlenversengte Haut regelrecht hinter sich herzuziehen.
Wie macht man sich eine Vorstellung von der Apokalypse, wie klingt sie? Schrill wie Sirenentöne beim Bombenalarm, ohrenbetäubend wie eine Explosion, herzzerreißend wie die Hilferufe der Verschütteten? Oder still wie das unheimliche Schweigen der Verbrannten, leise trommelnd wie der Regen, der nach dem Angriff auf Hiroshima niederging? Dies zu imaginieren war die künstlerische Herausforderung der Dresdner Sinfoniker, die die Open-Air-Show initiierten und in einem Ensemble virtuoser Musikerpersönlichkeiten live dazu improvisierten.
In Kooperation mit HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste Dresden, der Botschaft von Japan, Carlsen Verlag, Greve Studio Berlin, Japan Uni Agency, Manuel Gogos – Agentur für Geistige Gastarbeit, Palais Sommer und Studt-Akustik. Gefördert durch Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, Landeshauptstadt Dresden – Amt für Kultur und Denkmalschutz, Kulturstiftung Dresden der Dresdner Bank, Neumann & Müller und Heckschen & van de Loo Notare.
Termine
6. August 2015 | 21:30 Uhr | Dresden
Open Air im Park des Japanischen Palais Dresden
Eintritt frei
20. Oktober 2016 | 20 Uhr | Dresden
Kunsthalle des Kraftwerks Mitte Dresden
Eintritt frei
Fotos: Sabine Grüner & Christoph Püschner